Geh, geh die Strasse...

Prolog

"Und nichts wird so bleiben, wie es einmal war"

 

Jede Handlung, die Frau unternimmt, hat bestimmte Folgen. Oft geschehen Dinge unaufhaltsam und Frau kann den Zug nicht mehr bremsen. Dinge kommen automatisch in Gang. Oft passiert das auch durch die Begegnung mit anderen, wo Wünsche und Emotionen geweckt werden.

Die statistischen Werte der Bundesregierung über transidentische Menschen dürfte zu gering angegeben sein. Es sind nur Zahlen über die Personen bekannt, die ärztlich und psychisch behandelt werden. Es dürfte sich hierbei nur um die Spitze des Eisbergs handeln. 

Sehr viele sind in der Altersschicht von 35-45 Jahren zu finden, was darin liegen dürfte, dass Frau sich ihrer Endlichkeit bewusst wird und den Rest des Lebens im "richtigen" Körper verbringen möchte. Allerdings macht sehr oft die Eile Sorge, in der Mann-zu-Frau Transidenten ihre Geschlechtsanpassung betreiben. Oft vergehen nur Wochen nach dem ersten "Ausgang" als Frau und schon ist die ganze Evolution in Gang gebracht.

Selbsthilfegruppen haben ihr "gutes", können allerdings auch dazu führen, dass übereilte Entscheidungen getroffen werden, weil durch das Zusammentreffen mit anderen Transidenten, Austausch von OP-Berichten, Coming-Out Hilfen etc. Wünsche geweckt werden. Diese Eile bei einigen Transidenten bereitet mir persönlich Sorge.

Auch ich habe den Wunsch den Teil meines Lebens, wo ich noch aktiv am Leben teilnehmen kann, als Frau zu verleben und dieses nicht erst dann, wenn ich "schon alt und grau" bin. Auch ich habe sicherlich die Hälfte meines Lebens erreicht. 

Wichtig ist auch, dass ein Mann-zu-Frau Transident beachten muss, dass eine Frau ein anderes Leben führt, als ein Mann. Haushalt, Mode, der Klatsch beim Friseur und nicht Auto, Motor, Sport dominieren. Als Frau hat man im Leben bestimmte Dinge, die angenehmer laufen, andererseits muss eine Mann-zur-Frau Transidente sich auch wiederum als Frau emanzipieren, unter Beweis stellen, dass sie auch als Frau etwas leisten kann.

Männer werden als Machos angesehen, Frauen halten Abstand. Beachtet man Gesprächskreise bei Frauen, so geht es dort sehr viel konstruktiver vor, als bei Männern, wo alle durcheinander reden.

Ich lebe nunmehr zeitweise seit 25 Jahren als Frau, habe die Sorgen, Probleme der Frauen kennen gelernt und kann mich mit ihnen identifizieren, das Probejahr dürfte mir keine Probleme bereiten, wohl aber die Frage, wie verhält sich meine Umwelt mir mir. Ich bin nicht allein, sondern muss Rücksicht auf Verwandte, Bekannte, Kollegen etc. nehmen.

Obwohl es meine weibliche Variante seit Jahren gibt, ich im Prinzip intuitiv darauf hingearbeitet habe, einmal als Frau zu leben, hatte ich lange Jahre nie Probleme damit, keine Sorgen, keine Bedenken, aber auch keine Eile. 

In den letzten Wochen hat jedoch auch mich diese Eile erfasst, die auch zu einer Panik geführt hatte. Ich hätte mich früher nie als Transsexuell bezeichnet, als Crossdresser, Transvestit ja. Durch Zusammentreffen mit operierten Transsexuellen, sind jedoch auch bei mir die Wünsche nach einem Frauenkörper, nicht nur der Kleidung geweckt worden.

"Hilfe, ich bin doch nicht transsexuell", waren meine ersten Gedanken und es verging fast eine Woche, bis ich mich wieder beruhigte. Das auslösende Moment, der Trigger, war in meinem Falle eine Party in Köln. Selbstmordgedanken, Süchte etc., wie sie bei anderen auftraten, habe ich nie kennen gelernt.  Zwar fühlte ich mich mich manchmal ganz down, ob ich aber den Boden erreicht habe, weiß ich nicht.

Eines nur ist gewiss, wer einmal angefangen hat, Hormone zu nehmen, der ist auf dem Wege sein Geschlecht zu wechseln, wenn auch die Grenzen hierbei fließend sind. Der Zug kann nicht mehr angehalten werden. 

Wann ich in meinen Ausweispapieren das "w" stehen habe, weiß ich nicht. Jedoch der Tag wird kommen...

 

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