Geh, geh die Strasse...

Der grosse Tag

8. August 2001. der Tag, an dem mein ganzes Gesicht zum ersten Male voll epiliert werden wird, war gekommen. Gegen 15:30 Uhr kam ich aus der Schule nach Hause, rasierte mich, mit einer extra neuen Klinge, damit ja kein Haar mehr zu sehen war. Denn das wusste ich vom letzten Male, traf der Laser auf einen Bartstoppel, so tat es höllisch weh und das muss nicht sein. Ich kämmte mir die Haare, ging hinaus zu meinem Auto und fuhr in Richtung Praxis von Frau Dr. Kerner. 

Der medizinische Dienst meiner Krankenkasse hat sich bis dato noch nicht gemeldet und ich wollte nun von mir aus die Laser-Epilation vornehmen lassen. Schlappe DM 390,-- kostet der Spaß, jedoch werde ich mir die "Mäuse" von der Krankenkasse wiederholen. Mir ist es wichtig, weil im nächsten Monat mein Unterricht als Frau an der VHS beginnt. Letzte Woche war ich einmal als Frau in meiner VHS gewesen, hatte mit dem Direktor und unserem Fachbereichsleiter gesprochen. Die ganzen Lehraufträge, Anschreiben usw. laufen ab sofort alle auf Frau Brigitte-Gabriele Schramm. Und da kann "Frau" doch nicht mit Bartstoppeln, bzw. Bartschatten erscheinen. Wie gesagt war der Probelaser-Termin super verlaufen, große Flächen meines Gesichtes sind immer noch bartfrei !!

Vorher noch zum Geldautomaten und dann zur Praxis. Die nette Sprechstundenhilfe, Frau Wacker, quittierte mir den Betrag und unterhielt sich sehr nett mit mir. Sie gratulierte mir zu meinem Outfit, einem orangen Kostüm, Rock in italienischer Länge und entschuldigte sich nochmals, dass sie mich vor einer Woche am Telefon mit "Herr" angesprochen habe. Sie fragte mich dann, inwieweit andere Transsexuelle Frauen in unserer Region ähnliche Probleme hätten und ich erzählte ihr, dass ich Frau Sabine P. von der Praxis erzählt habe. Sabinchen hatte sich dann kurz nach mir Probelasern lassen. Sie gab mir noch einige Flyer für diverse Gruppen mit. Abschließend wünschte sie mir nochmals alles Gute auf "meinem" Weg.

Ich hatte noch Zeit und fuhr nochmals zurück nach Gelsenkirchen, tankte meinen Sportwagen auf, holte Brötchen und vor allem Komplimente der Tankwartin und der Bäckereiverkäuferin.

Nun aber auf nach Bochum. Gegen 17:20 war ich am Stadtpark; parkte mein Auto und ging in die Uni-Klinik. Ich war die erste. Kurz nach mir kam eine Damen, dann eine zweite und schließlich ein Araber oder Türke, der sich aber nicht zu "uns" Frauen setzte, sondern hin und her lief. Gegen 18:39 Uhr kam Frau Dr. Kerner, die ich schon in der Praxis gesehen hatte. Die beiden Damen waren vor mir dran. Bei der einen zählte ich ca. 70 Laserschüsse, bei der anderen erheblich mehr. Nun war ich an der Reihe. Klopfenden Herzens ging ich hinein, denn ich erinnerte mich an die Schmerzen vom letzten Male.

Ich lag auf der Liege, bekam die Schutzbrille auf. Frau Dr. Kerner entfernte mein Make-Up und trug das Schmerzlinderungsgel auf. Die Prozedur begann. In schneller Folge waren 25 Schüsse auf meine Backe getan. Es tat nicht so weh, wie beim letzten Male. Nun das gleiche mit einer anderen Stelle. Kinn, Wangen, Lippen. Nach ca. 200 Schüssen war ich erlöst. Frau Doktor trug noch eine Salbe auf, sagte mir, dass ich vorsichtig im Freien sein solle und sagte mir, dass es geraten sei, den nächsten Termin in ca. 6-7 Wochen zu machen. Passt gut, denn dann sind gerade Ferien und ich habe an der VHS keinen Unteerricht.

Im Fahrstuhl betrachte ich ich mich. Jede Menge dunkler Punkte auf meinem Gesicht, das sind die getroffenen Bartstoppel, die mein Rasiermesser nicht erreicht hat. Die fallen ja aus, das weiß ich. Aber im allgemeinen tut es nicht weh und ich freue mich schon auf die "hoffentlich" kommenden Erfolge. Wenn es so bleibt wie beim Probelasern, dann wird alles Gut, denn

Frau tut was... und alles wird gut, nicht nur bei Nina...

 

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